Klinische Studien
Neuro-Musik Therapie bei akutem Tinnitus
Miriam Grapp, Elisabeth Hutter, Heike Argstatter, Peter K. Plinkert, Musiktherapieforschung Heidelberg
Das Ziel dieser Pilotstudie war die Auswertung des neuro-musiktherapeutischen Ansatzes als neue Behandlungsoption für Patienten mit akutem Tinnitus. Insgesamt nahmen 15 Patienten mit akutem Tinnitus teil. Der Vergleich zwischen Anfang bis Ende der Behandlung, zeigte eine signifikante Verbesserung. Nach der Messmethode nach Jacobson und Truax, zeigten 73,3% der Patienten eine zuverlässige Reduktion gemäss TQ-Fragebogen. Die Neuro-Musiktherapie scheint eine wirksame Behandlungsoption für Patienten mit akutem Tinnitus zu sein.
Langzeiteffekte der Musik-Therapie bei Patienten mit chronischem Tinnitus
Heike Argstatter, Miriam Grapp, Elisabeth Hutter, Peter Plinkert, Musiktherapieforschung Heidelberg
Das Modell der Musiktherapie bei chronischen Tinnitus ist ein kurzfristige Behandlung. Es besteht aus neun 50-minütigen Sitzungen an fünf aufeinanderfolgenden Tagen. Es hat sich als wirksam erwiesen, auch in kurzer Zeit die Tinnitus-Symptome reduzieren zu können. Nun ist die langfristige Wirkung der Behandlung zu erkunden. Bei 206 Patienten, wurde die Neuro-Musiktherapie getestet. 76% der Patienten erreichten eine signifikante Reduktion ihres Tinnitus. 87% der Patienten waren mit der Behandlung zufrieden. 71% der Patienten benötigten keine weitere Behandlung mehr. Die Musik Therapie bei chronischen Tinnitus scheint auf lange Sicht wirksam zu sein.
Musik-/Klangtherapie reduziert den Tinnitus durch Verminderung der Gehör-Hirnrinden-Aktivität
Hidehiko Okamoto, Henning Stracke, Wolfgang Stoll, Christo Pantev, Wilhelms-Universität Münster
Die Forscher filterten jeweils genau die Frequenzen aus der Musik heraus, die der jeweiligen Tinnitus-Frequenz entsprachen. Ziel war es, mit ihrer modulierten Musik die falsch verdrahteten Nervenzellen, gezielt auszusparen und zu beruhigen. Das Ergebnis: Alle Patienten in der Gruppe mit massgeschneiderter Musik berichteten, dass das Tinnitus-Geräusch bei ihnen signifikant leiser geworden ist. Bei den Hirnmessungen zeigte sich in der behandelten Gruppe eine verminderte Reaktion auf die Hörreize in der Tinnitus-Frequenz. Bei den Kontrollgruppen hingegen war ein gegenteiliges Ergebnis zu beobachten.
Musiktherapie bei chronischem Tinnitus
H. Argstatter, A. Nickel, A. Rupp, S. Hoth, H. Bolay, Zentrum für Musiktherapieforschung, Universität Heidelberg
Das Deutsche Zentrum für Musiktherapieforschung DZM erprobte in Zusammenarbeit mit der Universität Heidelberg eine neuartige musiktherapeutische Behandlungsmethode bei chronischem Tinnitus. Das Behandlungskonzept beinhaltet die Einbettung des Tinnitus in einen musikalisch steuerbaren Hörprozess. Darüber hinaus sollen die musikalischen Hörübungen die veränderten Gehirnregionen positiv beeinflussen und zu einer „Normalisierung“ führen. Die Ergebnisse zeigen ermutigende Erfolge.
Neurowissenschaftliche Studie belegt die Wirkung von Musiktherapie bei Tinnitus
H. Argstatter, S. Noth, G. Dyckhoff, A. Nickel, H. Bolay, H. Weidauer
Die von der Klaus Tschira Stiftung finanzierte, interdisziplinäre zweijährige Studie hat den neurowissenschaftlichen Wirkungsnachweis von Musiktherapie bei chronischem Tinnitus erbracht. Die Forschergruppe aus verschiedenen deutschen Universitätskliniken und dem Zentrum für Musiktherapieforschung konnte erstmals durch bildgebende Verfahren die Wirkung des musiktherapeutischen Behandlungskonzepts bei Tinnitus auf neurowissenschaftlicher Ebene nachweisen. Dr. rer. med Christoph Krick und Prof. Dr. Hans Volker Bolay zeigten auf, dass die mikroanatomischen Veränderungen im Gehirn eindeutig mit der Linderung der klinischen Symptome in Zusammenhang stehen. Die Kernspinaufnahmen weisen darauf hin, dass durch die Musiktherapie jene Gehirnareale angesprochen werden, die in Verdacht stehen, die krankhafte Verstärkung der klinisch relevanten Symptome zu vermitteln. Der Sigrid und Viktor Dulger Preis wird alle zwei Jahre für herausragende und innovative Forschungsleistung im Gesundheitsbereich verliehen wobei ein besonderes Augenmerk auf praktische Anwendung gelegt wird.
Tinnitus-Behandlung mit massgeschneiderten Klängen
Jaime Pineda, Richard Moore, Erik Viirre, Departments of Cognitive Science, University of California, and School of Medicine, La Jolla, USA
Jüngste Studien haben gezeigt, dass die pathophysiologische Grundlage für Tinnitus eher eine abnorme Aktivität in den Hörbereichen des Gehirns als eine abnorme Aktivität in der Peripherie sein kann. Tinnitusbedingte Aktivität führt zu Veränderungen in der tonotopischen Darstellung im auditorischen Kortex. Eine solche Reorganisation kann jedoch durch trainingsinduzierte Veränderungen im Reaktionsmuster der kortikalen Neuronen rückgängig gemacht werden. Wir gehen dieses Problem an, indem wir individuell angepasste Klänge verwenden, die das subjektive Erleben reproduzieren, um überaktive auditorische Schaltkreise zu reduzieren. Die Ergebnisse zweier vorläufiger Studien deuten darauf hin, dass eine auf diese zentrale Dysfunktion abzielende individualisierte Klangtherapie (CST*) Tinnitus schnell und sicher reduziert. Die Teilnehmer beschrieben eine sofortige Linderung, zeigten Veränderungen auf dem Tinnitus-Handicap-Fragebogen und berichteten über Veränderungen der Hörschwelle innerhalb von 3 Wochen. Wir sahen auch Veränderungen in der Intensitätsabhängigkeit des auditorischen N100 bei Tinnitus-Patienten, was die Idee unterstützt, dass Tinnitus eine Reorganisation der Tonotopenkarten im auditorischen Kortex widerspiegelt. Das wichtigste Korrelat dieser Reorganisation war der verstärkte Kontrast zwischen den Reaktionen auf die wahrgenommene Tinnitushöhe und Tönen, die etwa eine Oktave tiefer lagen. Nach 3 Wochen CST nahm die Intensitätsabhängigkeit von der Tinnitushöhe ab, so dass diese Reaktionen denjenigen von normalen Probanden, die auf Töne in derselben Frequenz reagierten, ähnlicher wurden.